Prolog
Dunkelheit. Einsamkeit. Schmerz. Eine kühle Stimme: „Albert, hören Sie mich? Albert.“ Er wollte die Augen öffnen, wann immer er diese Stimme hörte. Sie war so nah; manchmal berührte eine Hand seinen Arm oder strich ihm über die Stirn. Er wollte das Dunkel verlassen, das ihn umgab.
„Albert. Ich weiß, Sie können mich hören. Strengen Sie sich an.“
Er konzentrierte sich: Öffne deine Augen! Öffne sie! Das Dunkel um ihn herum flackerte, als seine Lider sich langsam hoben. Es war hell, viel zu hell. Er kniff die Augen zusammen, öffnete sie erneut.
„Oberschwester, er kommt zu sich.“
Er blinzelte, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte. Er blickte in einen Kronleuchter, der einige Meter über ihm hing. Wo war er?
„Albert, können Sie mich sehen?“
Er wandte seinen Kopf. Eine junge Frau, blass, müde, in Schwesterntracht, beugte sich über ihn. Sie war schön. Ihr Anblick tat gut.
„Wer sind Sie?“
„Ich heiße Johanna. Sie sind zu Hause, in Bonn. Nicht ganz zu Hause“, sie lächelte, „im Lazarett.“
„Kronleuchter.“
„Ja. Erkennen Sie den Ort wieder? Wir sind in der Beethovenhalle.“
„Nett.“ Er sank tiefer in sein Kissen und glitt in einen erholsamen Schlaf hinüber. Er hörte ihre Stimme, das Klappern von Geschirr, das Stöhnen und Weinen der Verletzten und über allem das ansteigende Geheul von Sirenen.
„Fliegeralarm, Oberschwester.“
„Ich höre es, Schwester. Erledigen Sie Ihre Arbeit. Sie wissen doch, das hat nichts zu bedeuten.“
Das hat nichts zu bedeuten, dachte auch Charlotte Schumacher, als der Alarm losbrach. Es war ein klarer Tag, warm und sonnig. Sie freute sich, sie hatte die Zutaten für den Geburtstagskuchen aufgetrieben. Vor Tagen noch hatte Emma zwischen Leben und Tod geschwebt. Die Grippe hatte viele Tote gefordert, aber ihr Kind hatte überlebt. Die Liebe zu ihrer Tochter stieg warm in ihr auf, vor Freude lachte sie, mit Tränen in den Augen. Die Sirenen heulten. Kaum wahrnehmbar mischte sich ein Summen, ein Sirren ein. Dann ein Knattern und Knallen. Charlotte sah erschrocken auf: das strahlende Blau des Himmels wurde von weißen Wolken und grauen Schwaden durchzogen. Es donnerte, jemand schrie. Das Sirren kam näher, es schien die Luft in Wellen nach unten zu drücken. Wieder donnerte es, lauter noch, ein Krachen folgte, Staub wirbelte um Charlotte herum. Sie rannte auf das Gasthaus zu, weg von dem offenen Platz.
„Das sind die Tommies!!!“ drang eine Stimme an ihr Ohr. Aber das ist doch lächerlich. Engländer, mein Landsleute ... Eine Druckwelle rss Charlotte von ihren Füßen, presste sie auf die Pflastersteine. Sie hörte Schreie, Stöhnen, Weinen. Sie dachte an ihre Tochter, ihren Mann. Lächelte, einmal noch. So also endet es. Mit Schmerz. Einsamkeit. Dunkelheit.
„Albert. Ich weiß, Sie können mich hören. Strengen Sie sich an.“
Er konzentrierte sich: Öffne deine Augen! Öffne sie! Das Dunkel um ihn herum flackerte, als seine Lider sich langsam hoben. Es war hell, viel zu hell. Er kniff die Augen zusammen, öffnete sie erneut.
„Oberschwester, er kommt zu sich.“
Er blinzelte, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte. Er blickte in einen Kronleuchter, der einige Meter über ihm hing. Wo war er?
„Albert, können Sie mich sehen?“
Er wandte seinen Kopf. Eine junge Frau, blass, müde, in Schwesterntracht, beugte sich über ihn. Sie war schön. Ihr Anblick tat gut.
„Wer sind Sie?“
„Ich heiße Johanna. Sie sind zu Hause, in Bonn. Nicht ganz zu Hause“, sie lächelte, „im Lazarett.“
„Kronleuchter.“
„Ja. Erkennen Sie den Ort wieder? Wir sind in der Beethovenhalle.“
„Nett.“ Er sank tiefer in sein Kissen und glitt in einen erholsamen Schlaf hinüber. Er hörte ihre Stimme, das Klappern von Geschirr, das Stöhnen und Weinen der Verletzten und über allem das ansteigende Geheul von Sirenen.
„Fliegeralarm, Oberschwester.“
„Ich höre es, Schwester. Erledigen Sie Ihre Arbeit. Sie wissen doch, das hat nichts zu bedeuten.“
Das hat nichts zu bedeuten, dachte auch Charlotte Schumacher, als der Alarm losbrach. Es war ein klarer Tag, warm und sonnig. Sie freute sich, sie hatte die Zutaten für den Geburtstagskuchen aufgetrieben. Vor Tagen noch hatte Emma zwischen Leben und Tod geschwebt. Die Grippe hatte viele Tote gefordert, aber ihr Kind hatte überlebt. Die Liebe zu ihrer Tochter stieg warm in ihr auf, vor Freude lachte sie, mit Tränen in den Augen. Die Sirenen heulten. Kaum wahrnehmbar mischte sich ein Summen, ein Sirren ein. Dann ein Knattern und Knallen. Charlotte sah erschrocken auf: das strahlende Blau des Himmels wurde von weißen Wolken und grauen Schwaden durchzogen. Es donnerte, jemand schrie. Das Sirren kam näher, es schien die Luft in Wellen nach unten zu drücken. Wieder donnerte es, lauter noch, ein Krachen folgte, Staub wirbelte um Charlotte herum. Sie rannte auf das Gasthaus zu, weg von dem offenen Platz.
„Das sind die Tommies!!!“ drang eine Stimme an ihr Ohr. Aber das ist doch lächerlich. Engländer, mein Landsleute ... Eine Druckwelle rss Charlotte von ihren Füßen, presste sie auf die Pflastersteine. Sie hörte Schreie, Stöhnen, Weinen. Sie dachte an ihre Tochter, ihren Mann. Lächelte, einmal noch. So also endet es. Mit Schmerz. Einsamkeit. Dunkelheit.
michou - 26. Aug, 10:58